Der Text Hänschen lille kommt in seiner Urfassung des Dresdner Lehrers Franz Wiedemann (1821-1882), 1860 „Alte Lieder, neue Wörter“, die vierte Auflage seiner Sammlung, veröffentlichte Text als Anhang für die Kinderherzen. Der Entwurf ähnelt dem Gedicht Recognition (1835) von Johann Nepomuk Vogl (1802-1866), in dem ein reisender Schwimmer endlich zu seiner Mutter zurückkehrt.
Der Bildungstext macht die Kinder auf menschliche Nähe, Abschied, Trennungsschmerz und Genesung aufmerksam. Im Biedermeierschen Geist wird der inneren Sicherheit der Vorzug gegeben. Ziel des Gedichtes ist es, wie in der Arbeit von Franz Wiedemann, die aktuellen zivilgesellschaftlichen Standards einer jungen Generation zu vermitteln.
Der ursprüngliche Text behandelt kein Rächerkind, sondern einen jungen Mann, der in die Welt zieht, um sein Glück zu versuchen. Der Originaltext beschreibt den Ersatz der Mutter des Jungen als Teil des Erwachsenwerdens und die Rückkehr als erwachsener Mann. Er wird Hans. Die Mutter verlässt ihn trotz seines eigenen Leides, erkennt ihn, als er wieder als Mann zurückkehrt und ihn mit Liebe begegnet.
Seit den späten 1800er Jahren ist das Lied in einer Textversion verbreitet, die das Ergebnis der Kontraktion der ersten beiden Verse Wiedemann ist. Obwohl die übrigen Teile des Textes im Text nicht verändert wurden, änderte sich die Handlung durch Kürzung erheblich. Hans kehrt nun nicht nur als erwachsener Mann zurück, sondern erinnert sich bereits unmittelbar nach seiner Abreise an die Rückkehr. Die neuere Version hat den Inhalt praktisch vom Gegenteil umgeben, weil Versuche am Trennungsprozess der Mutter scheitern. Die Mutter ist traurig wegen der Abreise, Hänschen (der Junge) bleibt dort und kann niemals Hans (zum Mann) werden. Die Fassung wird zum ersten Mal gezeigt – mit einer anderen Melodie – Ernst Schmid. In Otto Frömmel, 1900 ohne Melodie gedruckt, enthält es auch eine neue zweite Strophe, die das Lied als bewegendes Singspiel ermöglicht. Ob dieses Umschreiben absichtlich von Schmid, Främel oder einem anderen Redakteur geschrieben wurde oder ob es von der Bevölkerung „gesungen“ wurde, ist nicht sicher; Im Vorwort sagt Frömmel, dass er die Kinderhämmer im Berliner Raum gesammelt habe.
Originaltext (Franz Wiedemann)
Hänschen klein, geht allein
In die weite Welt hinein,
Stock und Hut steht ihm gut,
Ist auch wohlgemuth.
Aber Mutter weinet sehr,
Hat ja nun kein Hänschen mehr.
Wünsch dir Glück, sagt ihr Blick,
Komm nur bald zurück!
Viele Jahr, trüb und klar,
Hänschen in der Fremde war.
Da besinnt sich das Kind,
Ziehet heim geschwind.
Doch, nun ist’s kein Hänschen mehr,
Nein, ein großer Hans ist er;
Schwarz gebrannt Stirn und Hand.
Wird er wol erkannt?
Eins, Zwei, Drei gehn vorbei,
Wissen nicht, wer das wol sei.
Schwester spricht: Welch’ Gesicht!
Kennt den Bruder nicht.
Kommt daher die Mutter sein,
Schaut ihm kaum ins Aug hinein,
Ruft sie schon: Hans! Mein Sohn!
Grüß dich Gott, mein Sohn!
Bekanntheit heute (seit Ende des 19. Jahrhunderts)
Hänschen klein, ganz allein
möchte in die Welt hinein!
Stock und Hut steh’n ihm gut,
ist auch wohlgemut.
Doch die Mutter weinet sehr,
hat ja jetzt kein Hänschen mehr.
Drum das Kind sich besinnt,
Kehret um geschwind.[6]
Kreis: Hänschen klein zieht allein
In die weite Welt hinein,
Stock und Hut kleidet gut,
Wandert wohlgemut,
Aber Mama weinet sehr,
Hat nun kein klein Hänschen mehr.
Da besinnt sich das Kind,
Kehrt zurück geschwind.
Hänschen: Lieb’ Mama, ich bin da,
sagt das Hänschen, hopsasa,
Glaub’ es mir, bleibe her,
Geh’ nicht mehr von dir.
Kreis: Da freut sich die Mama sehr,
Und das Hänschen noch viel mehr;
Denn es ist, wie ihr wißt,
Gar so schön bei ihr.[7]
Hänschen klein ging allein
in die weite Welt hinein.
Stock und Hut stehn ihm gut,
ist gar wohlgemut.
Aber Mutter weinet sehr,
hat ja nun kein Hänschen mehr.
Da besinnt sich das Kind,
läuft nach Haus geschwind.
Hänschen klein Noten